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Interview mit Ricarda Funk: Olympiasiegerin im Kanuslalom

Fotograf Philipp Reichenbach

Fotograf Philipp Reichenbach

Die Spitzensportlerin und frischgebackene Olympiasiegerin erzählt, wie hartes Training gepaart mit ganz viel Leidenschaft am Ende sogar Träume wahr werden lässt. Bereits seit ein paar Jahren ist Ricarda Funk Mandantin der ADS in Köln. Das gesamte Team hat am 27.07. gespannt ihren Finallauf in Tokio verfolgt, die Daumen gedrückt und am Ende – als die Rheinländerin ganz oben auf dem Treppchen stand – aus der Ferne mitgejubelt. Bereits vor ein paar Jahren haben wir mit ihr gesprochen, damals gab sie uns einen Einblick in den Kanusport und den Alltag einer Kanusportlerin. Nun berichtet sie von ihrem bisher größten Erfolg.

In unserem letzten Interview haben Sie erzählt, dass Ihr sportliches Highlight Ihre erste EM-Medaille 2014 sei, weil Sie ohne Erwartungen gestartet sind. Wie hoch waren Ihre Erwartungen bei Olympia?

Olympia war immer mein großer Traum – das Sportereignis der Sportereignisse. Durch die vielen Vorkämpfe und meine jahrelange Erfahrung wusste ich natürlich, was ich schaffen kann. Diese Chance wollte ich unbedingt nutzen. Da waren die Erwartungen natürlich auch an mich selbst schon hoch.

Hatten Sie Zeit, Ihren Erfolg zu genießen, oder ging Ihr Training direkt weiter?

Ich habe danach mein Boot tatsächlich zwei Wochen nicht angerührt, weil ich nur Termine hatte. Das Medieninteresse war besonders am Anfang sehr groß, was ich auch genossen habe. Wann steht der Kanuslalom schon mal im Mittelpunkt des sportlichen Geschehens? Das ist die beste Werbung für unseren Sport, und ich hoffe, dass wir viele begeistern konnten. Die Euphorie hält hoffentlich bis zum nächsten Jahr an: Dann startet in Augsburg die Weltmeisterschaft im Kanuslalom.

Sie haben in Tokio sicherlich viele Eindrücke gesammelt. Was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

Mein persönliches Highlight war die Rückkehr ins olympische Dorf. In Tokio war ja kein Publikum erlaubt, sodass der Jubel dort ausblieb. Aber all die Sportlerinnen und Sportler aus dem olympischen Dorf haben mich dafür umso herzlicher empfangen. Sie haben mich mit einer La-Ola-Welle begrüßt und gesungen. Da hatte ich wirklich Gänsehaut. Der Zusammenhalt war toll.

Jahrelanges Training und intensive Vorbereitung, um dann auf den Punkt topfit zu sein – wie gelingt so ein Timing?

Das ist eine echte Herausforderung, weil der Olympiazyklus im Vorfeld unterschiedliche Intensitätsstufen hat. Schon Ende 2018 sind wir gestartet. Durch Corona wurde der Wettkampf dann ja noch um ein Jahr verschoben – das hat unseren Trainingsplan auf den Kopf gestellt. Sein Leistungslevel über den langen Zeitraum zu halten, ist schwer. Wir mussten uns neu sortieren, haben aber versucht, 2020 als Chance zu sehen: in Ruhe an individuellen Schwächen zu arbeiten und schließlich die technischen Fähigkeiten zu perfektionieren.

Welchen Anteil am Erfolg hat die mentale Fitness? Haben Sie Lampenfieber vor dem Rennen?

Kopf und Körper können über einen so langen Zeitraum nicht immer am Limit sein. Deshalb sind Pausen und Veränderungen wichtig. 2020 war mental eine große Herausforderung, weil wir sogar bis kurz vor den Spielen nie sicher sein konnten, ob Olympia wirklich stattfindet. Diesen Punkt musst du im Training ausblenden, was mir ganz gut gelungen ist. Besonders hilfreich waren die regelmäßigen Yoga-Einheiten, die mir auch in Tokio geholfen haben, einen guten Schlafrhythmus zu finden und besser mit dem Stress umzugehen. Kann ich nur jedem empfehlen, der den Kopf freikriegen möchte!

In den Medien haben sicherlich viele mitbekommen, dass Ihre Heimat, das Ahrtal, von der Flutkatastrophe hart getroffen wurde. Sie haben in den Interviews nach dem Gewinn der olympischen Medaille den Menschen Mut gemacht. Haben die Bilder Sie in Tokio losgelassen?

Die Bilder haben mich erreicht, als ich im Trainingslager in Tokio war, und haben mich schon sehr mitgenommen. Es hat mich sehr beschäftigt, gerade weil ich aus der Entfernung nichts machen oder helfen konnte. Mehr als spenden konnte ich nicht. Ich hoffe aber, dass meine positiven Gedanken zumindest etwas Hoffnung gegeben haben.

Haben Sie so etwas wie ein Lebensmotto?

Zumindest für den Sport: Schritt für Schritt. Nicht alles kann man sofort erreichen. Ich habe gelernt: Je größer deine Träume sind, desto härter musst du dafür arbeiten. Hinzu kommt die Leidenschaft, die dafür sorgt, dass du auf dem langen Weg durchhältst. Aber es lohnt sich! Olympia war immer mein großer Traum. Wenn am Ende alles passt und man sein Ziel erreicht, ist das einfach unbegreiflich toll.  

Was sind die nächsten Schritte, was ist Ihr nächstes Ziel?

Ich bin gerade beim Weltcup in Frankreich, wo ich zwar nicht starte, aber eine neue, extreme Form des Slalomfahrens teste: Boatercross. Kanuslalom extrem. Vier Kanusportler fahren gleichzeitig den Kurs – damit sind auch Kollisionen möglich. Ich habe mich heute schon leicht verletzt. Es heißt also: Ellenbogen auspacken! Die extreme Disziplin ist nämlich ab 2024 in Paris olympisch, und Kanuathleten sollen in der Disziplin antreten. Das macht mir Spaß, auch wenn es etwas ganz anderes ist.

So viel ist sicher: Es bleibt für Ricarda Funk spannend. Wir wünschen ihr viel Erfolg, sind gespannt auf die nächsten Rennen und unterstützen sie auch gerne weiterhin bei ihren wirtschaftlichen Anliegen.